Geschäftsbericht 2024

Bewirtschaftung der Übermengen

Im Geschäftsbericht 2023 informierte der Verwaltungsrat darüber, dass die Seelandgas AG im Herbst 2022 grosse Mengen an Gas für die Folgejahre eingekauft bzw. nominiert hatte. Hintergrund war die damals drohende Gasmangellage, der die Organe der Seelandgas AG höchste Priorität bei der Sicherstellung der Versorgungssicherheit einräumten. Die Beschaffung erfolgte zu damaligen Marktpreisen auf Basis der Vorjahresverbräuche der Kundinnen und Kunden der Seelandgas AG. Wie bereits im Jahr 2023, lagen die Gasmarktpreise auch im 2024 deutlich unter den Einkaufspreisen von 2022. Erneut wurden zudem deutlich geringere Gasmengen seitens der Kundschaft nachgefragt, als dies in den Jahren vor 2022 der Fall war. Das Geschäftsjahr 2024 war somit weiterhin von einem strukturellen Überangebot und im Vergleich zu 2022 tiefen Marktpreisen geprägt. Die Bewirtschaftung der bereits beschafften Übermengen erwies sich dabei als grösste Herausforderung – entsprechend spiegelt sich diese Situation in der Erfolgsrechnung 2024 wider.

Organisatorische Anpassungen

Organisatorisch hat die Seelandgas AG im Berichtsjahr wichtige Weichen für eine zukunftsfähige Ausrichtung gestellt. Mit der an der Generalversammlung 2024 beschlossenen Statutenrevision wurde der Verwaltungsrat von neun auf drei Mitglieder reduziert. Die drei Aktionärsgruppen – Industrie/Prozessgaskunden, Energie Service Biel (ESB) und Energie Wasser Aarberg AG (EWA)/Energie Seeland AG (ESAG), ab 1. Juli 2025: Evolon AG – behalten weiterhin ihren statutarisch gesicherten Anspruch auf eine Vertretung im Verwaltungsrat. Im Zuge der strukturellen Anpassungen wurden die bisherigen Verwaltungsratsausschüsse aufgehoben. Durch die Verkleinerung des Verwaltungsrats war dieser in der Lage, sich situativ zu organisieren und die erforderlichen Beschlüsse zeitnah zu fällen.

Bereits im Frühjahr 2024 hat der Verwaltungsrat entschieden, eine Veränderung bei der Geschäftsleitung vorzunehmen. Im Jahr 2020 wurde die Geschäftsleitung Andreas Mori, einem ausgewiesenen Netzspezialisten, übertragen. Aufgrund der sich seither stark veränderten Rahmenbedingungen – insbesondere im Bereich Markt und Beschaffung – entschied der Verwaltungsrat im Berichtsjahr, das Anforderungsprofil der Geschäftsführung neu auszurichten und die Themen rund um den Energieeinkauf in den Vordergrund zu stellen. Vor diesem Hintergrund übernahm im April 2024 Matthias Thomet, damals Leiter Geschäftsfeldmanagement Elektrizität/Gas beim ESB, die Geschäftsführung der Seelandgas AG im Rahmen eines Geschäftsführungsmandats mit dem ESB. Im Oktober 2024 entschied der Verwaltungsrat, die Betriebsführung auf Mandatsbasis an die ESAG (bzw. ab Juli 2025: Evolon AG) zu übertragen. Dieser Schritt beinhaltet auch die Überführung des Personals von der Seelandgas AG zur ESAG bzw. Evolon AG. 

Am 1. Dezember 2024 übernahm Renato Mantese, Leiter Marketing & Vertrieb der ESAG, die Geschäftsführung des Seelandgas AG. Die Funktion wird im Rahmen eines Pensums von rund 20 Prozent wahrgenommen. Renato Mantese verfügt über ausgewiesene Kenntnisse und Erfahrung im Bereich der Energiebeschaffung. Mit seiner Ernennung verfolgt der Verwaltungsrat das Ziel, die Kundenbedürfnisse noch stärker ins Zentrum der Unternehmensaktivitäten zu rücken.

Mit der Übertragung der Betriebsführung an die ESAG strebt der Verwaltungsrat der Seelandgas AG eine langfristige Lösung an, welche eine nachhaltige Kontinuität sicherstellen soll. Auf das Aktionariat der Seelandgas AG und die Aktionariatsstruktur hat die neu geregelte Zusammenarbeit zwischen der Seelandgas AG und der ESAG keinen Einfluss. Die statutarisch gesicherte Mitwirkung und Vertretung der Aktionärsgruppen im Verwaltungsrat bleiben unverändert. Alle Eigentumsrechte an den Assets verbleiben bei der Seelandgas AG.

Verkauf der Beteiligung an der Wärme Lyss Nord AG

In Zuge der Fokussierung auf das Kerngeschäft hat sich die Seelandgas AG im Herbst 2024 von ihrer Beteiligung an der Wärme Lyss Nord AG getrennt. Die Beteiligung war bereits vom früheren Verwaltungsrat als «nicht strategisch» eingestuft und entsprechend als Finanzbeteiligung geführt worden. Dank des Verkaufs ist die Seelandgas AG heute praktisch nicht mehr auf Fremdmittel angewiesen und es konnte zudem ein Buchgewinn realisiert werden. Im Weiteren hat der Verwaltungsrat den Austritt aus dem Verein EcoCircular Lyss Seeland beschlossen.

Massnahmen zeigen Wirkung

Die Massnahmen des Verwaltungsrats zeigten Wirkung: Trotz eines operativen Verlustes (Betriebsergebnis II) von rund CHF 0.92 Mio. und Wertberichtigungen auf dem Gasspeicher von CHF 2.33 Mio. weist das Jahresergebnis durch die Auflösung stiller Reserven und ausserordentlicher Erträge einen vergleichsweisen moderaten Verlust von CHF 38'000 aus.

Für das Jahr 2025 rechnet der Verwaltungsrat mit einem Verlust in ähnlicher Grössenordnung. Dieser ist erneut auf die im Jahr 2022 eingekauften bzw. nominierten Gasmengen zurückzuführen. Für das Jahr 2026 ist mit einer Normalisierung des Geschäftsgangs zu rechnen. Die Seelandgas AG sollte alsdann wieder in die Gewinnzone zurückkehren.

Die getroffenen Entscheidungen bilden aus Sicht des Verwaltungsrats eine solide Grundlage für eine verlässliche und nachhaltige Weiterentwicklung der Seelandgas AG. Wir danken unseren Partnern, Kundinnen und Kunden sowie den Mitarbeitenden für das entgegengebrachte Vertrauen.

Der Verwaltungsrat der Seelandgas AG